Montag, 20. Dezember 2010

Pflegeplanung Demenz

Eine Pflegeplanung über einen pflegebedürftigen Menschen mit Demenz zu schreiben ist sehr anspruchsvoll, denn Sie müssen auf viele Dinge bei der Erstellung der Pflegeplanung achten.
Sehr wichtig ist hervorzuheben, dass Sie den Menschen nicht nur in seiner jetzigen Situation betrachten, sondern auch die Situation vor der Pflegebedürftigkeit. Gehen Sie also unbedingt auch auf die Biografie des Demenzerkrankten ein. Holen Sie sich Unterstützung und Informationen bei den Angehörigen, bei Ärzten, Therapeuten oder auch bei Einrichtungen in denen sich der Demenzerkrankte vorher aufgehalten hat.
Bei den Zielsetzungen und bei den Maßnahmenbeschreibungen sollten die biografischen Daten eine große Beachtung finden. Warum? Das erkläre ich Ihnen später.
Ein demenzerkrankter Mensch ist in fast allen Lebensbereichen eingeschränkt. Natürlich je nach Schwere der Erkrankung mehr oder weniger. Aus diesem Grund muss die Pflegeplanung hier ganz besonders auf diese Einschränkungen eingehen.
Schreiben Sie die Pflegeplanung über einen an Demenz erkrankten Klienten nicht sofort nach dem Einzug oder nachdem Sie sich pflegerisch um ihn kümmern. Sondern beobachten Sie erst einmal für einige Tage. Der Grund dafür liegt darin, dass die neue Umgebung den Demenzerkrankten in seinem „normalen“ Verhalten verändern könnte. So kann es sein, dass er in den ersten Tagen ganz besonders örtlich desorientiert ist, da ja die Umgebung nun eine völlig neue ist. Diese schwere örtliche Desorientierung kann sich in ein paar Tagen wieder legen, da er sich nun an die neue Einrichtung gewöhnt hat. So dürften sich einige vorher schwerwiegende Probleme nun zu kleineren unbedeutenden Problemen verändern.
Außerdem kann es auch vorkommen, dass der demenzerkrankte Bewohner in den ersten Tagen zur Situation sehr stark desorientiert ist. Auch dies lässt sich wieder mit der neuen Einrichtung und der neuen Situation des alten Menschen begründen. Geben Sie dem desorientierten Menschen etwas Zeit zur Eingewöhnung in die neue Situation. Verwirren Sie ihn nicht noch mehr indem ständig neue Pflegekräfte sich um ihn kümmern, oder er jeden Tag an einem anderen Zeitpunkt versorgt wird. Die Desorientierung kann besonders in den ersten Tagen durch eine klare Struktur und einen geordneten Tagesablauf minimiert werden. Auch durch nicht mehr als 2 oder 3 Bezugspflegekräfte, die sich in den ersten Tagen um den neuen Kunden kümmern und ihn betreuen.
Wichtig ist jedoch, dass Sie sich alles was Sie beobachten können oder was der Demenzerkrankte äußert notieren und später auswerten. Besonders in den ersten Tagen ist eine außerordentlich genaue Dokumentation sehr wichtig.
Die Pflegeplanung sollten Sie dann frühestens nach 2 Wochen der Eingewöhnung schreiben. Nun sollte sich der Patient an die neue Umgebung und an die neuen Strukturen und Situationen gewöhnt haben. Eine objektive Beurteilung der pflegerischen Probleme  und Ressourcen kann jetztgetroffen werden.
Wenn Sie sich nun daran machen die Pflegeplanung zu erstellen, nehmen Sie sich die Aufzeichnungen der letzten Tage oder Wochen zur Hand und die Pflegedokumentation. Sammeln Sie nochmal Einschätzungen von Therapeuten, Ärzten und anderen an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen zusammen. Nun haben Sie einige wirklich verwertbare Informationen zu diesem Klienten zusammengesammelt. Damit können Sie eine gute und vor allem individuelle Pflegeplanung erstellen.
Schreiben Sie die Probleme und dazugehörige Ressourcen immer im PESR Format auf.
Wie anfangs schon angedeutet ist es besonders wichtig die Biografie mit in die Pflegeplanung mit einzubeziehen. Hier möchte ich Ihnen ein Beispiel dafür zeigen, warum es so wichtig ist die biografischen Daten so umfangreich wie möglich zu erheben und in die Pflegeplanung einzuarbeiten. Das Beispiel ist aus der Praxis und tatsächlich passiert:
Ein dementiell erkrankter Bewohner zog in ein Pflegeheim ein. Das Pflegepersonal kümmerte sich wirklich sehr fürsorglich um den neuen Bewohner. Er konnte sich auch nicht mehr verbal äußern. Eine Biografie stand zu diesem Zeitpunkt noch aus, weil die Angehörigen etwas mehr Zeit dafür brauchten. Der Bewohner trank in diesen Tagen wirklich sehr schlecht. Es wurde sogar der Arzt gerufen. Auch der konnte nur die Anweisung geben, dem Bewohner so viel wie möglich an Getränken anzubieten. So wurden dem demenzerkrankten Menschen alle möglichen Getränke angeboten, leider nur mit mäßigem Erfolg. Als dann die Angehörigen mit der Biografie fertig und zu Besuch in der Einrichtung waren, wurden Sie von den Schwestern natürlich sofort gefragt warum der Bewohner nicht trinkt. Sie hatten doch alles probiert. Fast alles… Denn es stellte sich heraus, dass der alte Herr nicht aus Gläsern trinken wollte. Er wollte aus Plastikbechern trinken. Auch den Kaffee am Morgen und den Tee am Abend. Warum? Das konnten auch die Angehörigen nicht genau erklären, jedoch wussten Sie dass er das schon immer so gemacht hat. Auch die Angehörigen hatten vergessen dies in die Biografie einzutragen, weil es eben für sie so normal war, dass es schlichtweg vergessen wurde. Die Biografie wurde vervollständigt und der Bewohner trank von diesem Zeitpunkt an immer ausreichend und erfreut sich noch heute bester Gesundheit.
Dies ist nur ein Beispiel warum die Biografiearbeit so extrem wichtig ist. Durch die geringe Flüssigkeitsaufnahme können sich die Symptome der Demenz sehr verstärken. Dadurch können wesentlich größere pflegerische Probleme auftreten.
Auch der MDK achtet in letzter Zeit verstärkt darauf, dass die Biografie mit in der Pflegeplanung berücksichtigt wurde.
Am Beispiel kann man auch die Formulierung des pflegerischen Problems sehr gut darstellen:
P (Problem): Bewohner trinkt von allein nicht ausreichend( ca. 600 ml am Tag).
E (Einflussfaktoren): Aufgrund der dementiellen Erkrankung.
S (Symptome): Durch das Flüssigkeitsdefizit entsteht eine starke örtliche und situative Desorientiertheit. Bew. Weiß nicht wo er ist, hat Angst, weiß nicht was mit ihm passiert.
R (Ressource): Bew. Trinkt gern Kaffee, Kakao und Säfte (besonders Orangensaft). Bew trinkt, lt. Biografie, nur aus Plastikbechern.
Ziel: Bew. trinkt ausreichend (ca. 1200 – 1400 ml am Tag). Örtliche und situative Desorientierung ist minimiert. Angstzustände sind eliminiert.
Maßnahmen: Getränke zu den Mahlzeiten und zwischen den Mahlzeiten nur in Plastikbechern bereitstellen. Bewohner fragen, was er trinken möchte. Bewohner jederzeit ein Getränk in Reichweite zur Verfügung stellen. Bewohner immer wieder zum Trinken motivieren. Selbstbestimmungsrecht beachten. Bei Besuch durch Angehörige, diese bitten dem Bewohner immer wieder Getränke anzubieten. Alle an der Pflege beteiligten Personen.
Dieses Beispiel zeigt nicht nur die Einbindung der Biografie sondern auch die Einbindung der Angehörigen in die Pflegeplanung. Auch diese Einbindung der Angehörigen in die Pflegeplanung wird vom MDK sehr gern gesehen. Auch hierauf achtet der MDK verstärkt.
Bedenken Sie auch, stets individuelle Maßnahmen zu schreiben. Es genügt nicht hier auf einen Standard hinzuweisen. Dies ist schon seit längerem nicht mehr aktuell. Formulieren Sie immer individuelle auf den Bewohner zugeschnittene Maßnahmen.
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